Das Ziel
500 Jahre, nachdem Zwingli den Geist der Reformation nach Zürich geholt hat, sollen die Zürcherinnen und Zürcher erkennen,
dass die christliche Kirche noch immer ihre Daseinsberechtigung hat.
Der Smartcut
Wer will, dass sich die Menschen 2019 mit dem christlichen Glauben beschäftigen, muss zahlreiche psychologische Hürden überwinden. Unter anderem:
Confirmation Bias: Die Tendenz, Informationen und Argumente auszufiltern, die nicht mit unserer bestehenden Überzeugung in Einklang stehen. In diesem Fall: «Zwingli, die Reformation und der christliche Glaube sind Dinge aus vergangenen Zeiten und haben für mich keinerlei Bedeutung mehr.»
Conformity Bias: Die Tendenz, uns so zu verhalten wie die Mehrheit der Menschen um uns herum. In diesem Fall: «Wir leben in einer säkularen Gesellschaft, also übernehme ich ihre Werte und Normen und beschäftige mich nicht mit Glaubensfragen.»
Wie lassen sich diese Biases auflösen? Durch etwas, was Verhaltensökonomen leicht salopp einen Bias Buster nennen. In unserem Fall ist dies
eine verspielte Aktion, die Zwingli, die Reformation und den christlichen Glauben wieder ins Gespräch bringt, indem sie ganz und gar nicht den Erwartungen entspricht, die man mit einer kirchlichen Initiative verbindet.
Die Aktion
Zwischen August und November 2019 stehen 15 ca. drei Meter hohe Figuren des Reformators – dem bekannten Zwingli-Denkmal bei der Wasserkirche nachempfunden – an gut frequentierten Orten in allen Zürcher Stadtkreisen. Zur grossen Freude der Zürcherinnen und Zürcher und auch vieler Touristen.
Die Figuren lassen Zwingli gleichsam vom Sockel seines Denkmals steigen, um nach 500 Jahren «seine» Stadt wiederzuentdecken. Da jeder Zürcher Stadtkreis seine ganz eigenen Herausforderungen hat, werden Kleidung und Ausstattung der jeweiligen Figur variiert.
Auf diese Weise entstehen so originelle Kreationen wie der «Sucht-Zwingli», der «Wohnungs-Zwingli» oder der «Integrations-Zwingli». Diese laden jeweils zu einem sogenannten «Zwingli-Gsprööch» ein, bei dem das entsprechende Thema offen und kontrovers diskutiert wird.
Aus einer kirchlichen Initiative wird also ein gesellschaftliches Projekt. Und genau dies macht die Aktion «Zwingli-Stadt 2019», die von allen drei Landes- und Stadtkirchen mitgetragen und von Sponsoren unterstützt wird, so erfolgreich. Denn die Kirche tritt hier nicht als Kirche auf. Sie will nicht predigen oder moralisieren. Stattdessen kommt sie mit den Menschen ins Gespräch und präsentiert sich als Institution im Hier und Jetzt, die eine Plattform bietet, um engagiert über gesellschaftliche Themen nachzudenken.
Verhaltensökonomisch betrachtet, handelt es sich bei der Aktion «Zwingli-Stadt 2019» um ein «Reframing». Die Kirche bricht aus ihrem traditionellen Rahmen aus und leistet einen entscheidenden Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs, indem sie diesen überhaupt ermöglicht. Statt zu warten, dass jemand die bleischwere Tür eines Gotteshauses öffnet, geht die Kirche hinaus zu den Menschen mit ihren Sorgen, aber auch mit ihren Freuden. Höhepunkt der Aktion ist denn auch eine silbern glänzende Zwingli-Figur, die bei der Street Parade 2019 auf einem Wagen «mitravet».
Der Effekt
Die sogenannten «Zwingli-Gsprööch», die während der Aktion in jedem Stadtkreis stattfinden, sind nicht nur gut besucht, sondern auch offen und kontrovers – und damit ganz im Sinn des Reformators, dem es vor 500 Jahren angesichts der Missstände in der Kirche den berühmten schwarzen Hut lupfte.
Im Dezember 2019 schliesslich werden die Figuren von «Zwingli-Stadt 2019» im Grossmünster zu Gunsten des Zürcher Spendenparlaments versteigert. Der erfreuliche Erlös: CHF 56’400.
Die Aktion hat also nicht nur die Wahrnehmung der Kirche positiv beeinflusst, sondern auch einen substanziellen Ertrag generiert.
Setzen Sie ebenfalls auf die Erkenntnisse der Verhaltensökonomie.