NZZ am Sonntag:
Gastbeitrag

Die Krise als Chance verstehen

Fokus auf den Kunden, schlankere Prozesse, bessere Zusammenarbeit: Für viele Unternehmen könnte sich die Corona-Krise als Chance erweisen, längst notwendige Veränderungen anzuschieben. – Von Dominik Imseng, Managing Partner bei smartcut consulting

(NZZ am Sonntag, 22. März 2020)

Kontingenzbewältigungspraxis. Der Zungenbrecher stammt vom deutschen Philosophen Hermann Lübbe. Unter Kontingenz versteht er das, worüber wir nicht entscheiden können. Das, was wir uns nicht aussuchen. Das, was uns einfach so widerfährt.

Wie das Corona-Virus. Auf einmal war es da. Zwar nicht aus dem Nichts – es war zu erwarten gewesen, dass der Erreger über China hinaus wüten würde. Aber die Radikalität der Massnahmen, die getroffen werden müssen, damit unsere Spitäler nicht kollabieren, hat die letzten Tage wie zu einem bösen Spuk gemacht. Und dieser böse Spuk wird weitergehen.

Das trifft besonders die Wirtschaft hart, die das Corona-Virus vor beträchtliche – und manchmal existenzielle – Herausforderungen stellt. Wie soll z.B. die Entertainment-Branche Geld verdienen, wenn sie niemanden mehr unterhalten darf? Doch auch ganze Industrien kämpfen, darunter Fluggesellschaften, Autofirmen und Luxusgüter. Schlimmer noch: Aufgrund des «Perfect Storm» von gleichzeitiger Angebots- und Nachfragekrise droht eine weltweite Rezession. Oder ist schon da.

Das alles klingt zum Fürchten. Und doch sollten wir nicht vergessen: Wenn es einen Meister in der Kunst gibt, Kontingenz zu bewältigen – also mit dem fertig zu werden, was wie eine plötzliche Sturmfront über uns hereinbricht –, dann ist das die Wirtschaft. Damit hat sie nämlich Übung.

Zur Erinnerung: Seit den 1980er-Jahren hat die Globalisierung den Konkurrenzdruck massiv erhöht. Traditionskonzerne sehen sich durch innovative neue Player herausgefordert, viele davon aus früheren Entwicklungsländern. Seit den 1990er-Jahren sorgt das Internet für einen weiteren radikalen Wandel, der völlig neue Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle entstehen lässt.

Beide Entwicklungen zwangen und zwingen unzählige Unternehmen dazu, sich grundlegend zu verändern. Wobei sie auf diese Weise nicht nur ihr Überleben sichern, sondern auch von neuen Geschäftschancen profitieren – dank Innovationskraft, Mut und dem klaren Fokus auf die Bedürfnisse der Kunden.

Radikale Veränderungen sind die ergiebigste Quelle für unternehmerische Chancen, lehrte der verstorbene Management-Denker Peter F. Drucker. Und auch das Corona-Virus ist genau dies – eine radikale Veränderung, die sich als unternehmerische Chance herausstellen könnte. Wirtschaften ist die ultimative Kontingenzbewältigungspraxis.

Die Rede ist nicht von der Entwicklung besserer Atemschutzmasken oder Desinfektionsmittel. Auch nicht von telemedizinischen Innovationen, die es z.B. erlauben, Ärzte vor Infizierten zu schützen. Stattdessen geht es um etwas, was viele Unternehmen seit Jahren vor sich herschieben und das doch so dringend nötig ist. Es geht um einen umfassenden Kulturwandel, für den die Corona-Krise den überfälligen «Sense of Urgency» liefert, den es für ein erfolgreiches Change Management braucht.

Die entsprechende Agenda wäre lang und beginnt mit der Verschlankung von Prozessen. Viele der bestehenden Strukturen und Regeln lähmen Unternehmen mehr, als dass sie sie erfolgreich machen. Schon nach wenigen Wochen Homeoffice könnte sich herausstellen, dass es gewisse Abstimmungen in Wahrheit gar nicht braucht und dass viele traditionelle Arbeitsabläufe wenig zielführend sind.

Warum nicht nach der Eindämmung der Corona-Pandemie weiterhin schlanker und unkomplizierter zusammenarbeiten? Warum nicht weiterhin auf eine grössere Eigenständigkeit der Mitarbeiter setzen? Und statt an Meetings im Ausland zu fliegen, könnte man sie auch in Zukunft über Skype abhalten. Wobei in diesen Tagen viele Firmen merken: Die meisten Meetings braucht es gar nicht. Weil eigentlich alle wissen, was zu tun ist.

Schlankere Prozesse, bessere Zusammenarbeit, Fokus auf den Kunden: Für die Wirtschaft könnte sich die Corona-Krise als eine Einladung zum radikalen Entrümpeln und Verbessern erweisen. Als eine Chance, längst notwendige Veränderungen anzuschieben, um danach erst recht Erfolg zu haben.

Kommt hinzu: Bei zukünftigen Herausforderungen, die wie eine biblische Plage über uns hereinbrechen, werden sich Führungskräfte und Mitarbeiter an die gemeinsamen Erfahrungen in den Zeiten von Social Distancing erinnern und gelassen sagen: «Wisst ihr noch damals, als dieses fiese Virus wütete und die Wirtschaft lahmzulegen drohte? Das haben wir doch auch überlebt – und in einem gewissen Sinn sogar davon profitiert.»

Statt von einer Corona-Krise sollten wir von einer Corona-Chance sprechen.

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